23. September 2016 

Stolpersteinverlegung für Georg Obst

Etwa 40 Personen gedachten anlässlich der Verlegung eines Stolpersteins vor seinem letzten Wohnort am Freitag, dem 23. September 2016, dem sozialdemokratischen Antifaschisten Georg Obst.
Der frisch verlegt Stolperstein für Georg Obst
In Anwesenheit von mehreren Mitgliedern des Abgeordnetenhauses und der Neuköllner BVV betonten Bildungsstadtrat Jan Christopher Rämer sowie der SPD-Bundestagsabgeordnete Christoph Strässer die Bedeutung dieser Erinnerungskultur für den Erhalt und den Ausbau einer streitbaren Demokratie. Bei allen politischen Unterschieden müsse es eine Gemeinsamkeit unter den demokratischen Kräften geben: den Willen zum gemeinsamen Kampf gegen die wiedererstarkende politische Rechte in der Bundesrepublik.
Stadttrat J.-Ch. Rämer Ihren Einsatz für Demokratie und soziale Gerechtigkeit hätten Menschen wie Georg Obst mit dem höchsten Preis, ihrem Leben, bezahlt. Damit hätten sie uns eine Verpflichtung mit auf den Weg gegeben: Demokratie werde nicht nur in Wahlen und Parlamenten betrieben, sondern auch im alltäglichen Leben dürfe der einzelne bei rassistischen und nationalistischen Äußerungen nicht schweigen, sondern müsse ihnen entgegentreten.

Der aus Münster mit seiner Familie angereiste 83-jährige Sohn Bernd Obst dankte noch einmal der Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts für die Würdigung seines Vaters. Er sei überrascht gewesen, dass sich nach so langer Zeit noch einmal jemand an ihn erinnert habe und ihm die verdiente Anerkennung bekunde.

Das Bild der Veranstaltung wäre unvollständig, wenn nicht auf die musikalische Begleitung durch Isabel Neuenfeldt hingewiesen würde, die zwischen und nach den einzelnen Reden demokratische Lieder zum Akkordeon sang. J. Koglin, Ch. Strässer, B. Obst
Dabei blieb sie nicht allein. Als sie das Arbeiterlied „Wann wir schreiten Seit‘ an Seit‘„ anstimmte, sang ein Großteil der Anwesenden mit.  I. Neuenfeldt Auch das abschließende Volkslied „Die Gedanken sind frei”, entstanden Ende des 18. Jahrhunderts, klang im vielstimmigen Chor als eine Ansage der Versammelten gegen Intoleranz und Engstirnigkeit durch die Gielower Straße.

Die Ehrung setzte sich am Abend mit einer Diskussionsveranstaltung über den sozialdemokratischen Widerstand fort. In dem bis auf den letzten Platz gefüllten Hufeisen-Café in der Fritz-Reuter-Allee 44 diskutierten die Teilnehmer*innen mit dem Referenten R. Wenzel von der August-Bebel-Stiftung über die verschiedenen Widerstandsformen innerhalb der SPD in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft.
Doch es blieb nicht nur bei der historischen Betrachtung, sondern auch die Frage nach Lehren der Geschichte für die heutige Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus und Rechtspopulismus wurde thematisiert.
Es herrscht Einigkeit darüber, dass diese Diskussion fortgesetzt werden müsse, um über den Anspruch eines gemeinsamen Vorgehens gegen rechte Parteien und Gruppierungen hinaus praktische politische Handlungen auszuloten, mit denen dieser Anspruch in Neukölln umgesetzt werden könne.

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